Lecker Widerstand. Die letzten Tage gab es hier einen starken Cocktail aus Angst und Wut. Wie viele von euch wissen, lebe ich seit eineinhalb Jahren in Istanbul. Und wie ihr vielleicht verfolgt habt, ist die Situation hier und auch in der ganzen Türkei gerade nicht ganz einfach. Ich mag da jetzt gar nicht im Detail drauf eingehen, das würde zu weit führen... Aber wer möchte, kann in den Kommentaren Fragen stellen, die ich dann gerne beantworte.
Jedenfalls wohne ich fünf Laufminuten vom Taksim-Platz entfernt und bin derzeit mitten im Geschehen. Der Gezi-Park ist momentan fest in der Hand der Protestler und allabendlich strömen Tausende Menschen dorthin, um friedlich gegen Erdogans repressiven Führungsstil zu protestieren. Das Ganze hat tatsächlich Festival-Charakter - und kulinarisch gibt es die gesamte türkische Streetfood-Bandbreite zu kosten: Von frisch geröstetem, salzigem Popcorn über Fisch- oder Köfte-Sandwiches bis hin zu Maiskolben, Zuckerwatte, Gözleme und mit Reis gefüllten Muscheln ist einfach alles zu finden. Mein Lieblingssnack: die riesigen Wassermelonen-Stücke und die kleinen Gurken, frisch geschält und gesalzen sind sie die perfekte Sommererfrischung.
Normalerweise brauchen die Strassenverkäufer eine Lizenz, da sich aber um die Gegend des Taksim-Platzes seit Tagen kein Polizist mehr hingetraut hat, schert das auch keinen. Und die Leute freuen sich und futtern sich neben Zelten und Kundgebungen fröhlich durch den Park - vorbei an Ständen mit Türkei-Flaggen, Anonymous-Masken und Taucherbrillen (gegen das Tränengas). Und wer nicht mag, muss auch kein Geld ausgeben, um satt zu werden, denn im Park gibt es auch kleine provisorische Häuschen, in denen Essensspenden von Supermärkten und Bäckereien gesammelt werden. Wirklich rührend ist, dass auch die Anwohner selbst kochen und backen was das Zeug hält und die Leckereien vor Ort verteilen. Da wollte ich natürlich mitmachen. Gestern nachmittag habe ich mich dann an eine Riesenportion Keks-Teig gemacht und fleissig ausgestochen und auch beschriftet. Tatlı çapulcu steht jetzt auf den Ingwer-Mohn-Keksen. Tatlı heisst süß und çapulcu direkt übersetzt heisst Plünderer. So nannte Erdogan nämlich die Demonstranten anfangs. Daraus ist dann eine neue englische Wortschöpfung entstanden, nämlich to capull, das so viel heisst wie für Gerechtigkeit kämpfen - mehr darüber könnt ihr hier erfahren.
Und hier kommt das Rezept für die revolution cookies. Ich habe die zu Weihnachten schon mal gebacken, finde aber, dass die sich auch zur warmen Jahreszeit gut machen. Im Park wurden sie mir jedenfalls aus den Händen gerissen.
Für ca. 30 Stück:
> 1 TL Ingwerpulver (alternativ mehr frischen Ingwer)
> 1 TL Mohn
> 75 g weiche Butter
> 125 g Zucker
> Mark einer Vanilleschote
> 1 Ei
> 2 EL Milch
> 275 g Mehl
1 Vereinigung. Butter, Zucker, Vanillemark, Mohn, Ei, Milch und Ingwer(pulver) gut vermischen. Dann das Mehl unterkneten.
Rezeptquelle: Küchengötter (leicht abgewandelt)
Dauer: etwa eine Stunde
Keine Fragen, keine Anmerkung, außer: Ich finde das großartig. Die ganze Bewegung. Und Deinen Beitrag dazu.
AntwortenLöschenDrück Dich!
Katharina
Toll dieser Zusammenhalt rund um den Taksim-Platz und eine tolle Idee von Dir mit den Keksen!
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