5. März 2015

Görüşürüz, Istanbul! Wir sehen uns.


Nach drei Jahren in Istanbul packe ich nun die Koffer. Mein Herz ist schwer und das obwohl ich mich auch auf Deutschland, also besonders Köln, freue: Aufs Fahrrad fahren, auf Vollkornbrot, Rhabarber, Kölsch-Abende, Verkehrsregeln, Gemächlichkeit, Theater, Waldluft, trinkbares Leitungswasser, Kaffeeklatsch, Frühlingsgrün, den Dom und natürlich all die tollen Leute. Darauf freue ich mich sogar sehr. Aber: Istanbul wird mir richtig fehlen. Eine Freundin schrieb mir vor ein paar Tagen, dass die Stadt nach einer Woche zurück in Köln immer noch in ihr nachhallt. Ich weiß nur zu gut, was sie meint, denn in mir dröhnt Istanbul. 

Diese irrsinnig riesige Stadt (von der ich nur gefühlte 10% gesehen habe) hat sich mit all ihrer derben Lebhaftigkeit tief in mich eingegraben und meine Sinne beschlagnahmt: Ich habe das dumpfe, lange Tuten der Schiffsriesen im Ohr, den Ruf des Muezzins, das Kreischen der Möwen und das nervige Gehupe der Taxifahrer. Das gewöhnungsbedürftige Potpourri aus gegrilltem Dönerfleisch, Abgasen und frischer Meeresbrise ist meiner Nase wohlige Heimat geworden. Den einzigartigen Blick von der Bosporus-Fähre auf die hügelige Skyline aus Moscheen, Brücken und Wolkenkratzern im zartrosa Abendlicht getaucht, habe ich als unfassbar kitschiges Echt-Panorama inklusive Gänsehaut abgespeichert. „Man weiß hier ja gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll“, hat mir vor kurzem ein Freund gesagt und ich hab nur genickt. So ist es. So voll. So gut. Und um alles aufsaugen zu können, trinkt man wahrscheinlich auch mehr çay als einem guttut.  


Nicht nur die wundervolle Aussicht (manzara) und der starke Schwarztee in den filigranen Tulpengläsern wird mir fehlen, auch die vielen praktischen Dinge wie einfach ins taksi hüpfen (bezahlbar!), an jeder Ecke mal eben fantastisches streetfood snacken, Pritschenwagen (oder auch mal Pferdekutschen) voller Tomaten und Wassermelonen, die direkt vor der Haustür zum Verkauf anhalten, unser sepet (ein Körbchen mit sehr langer Schnur, das für alles Mögliche z.B. frische simits am Morgen, runter und wieder rauf gelassen wird, damit man die Stockwerke nicht laufen muss), die Regenschirmverkäufer, die auftauchen sobald es tröpfelt und einen şemsiye für 5 Lira verkaufen. Die Liste ließe sich unendlich fortführen (und würde hier leider den Rahmen sprengen)...

Allen voran wird mir natürlich das Essen fehlen und vielleicht habe ich auch nur aus diesem Grund das Kochbuch gemacht, um Istanbul in all seinen Facetten auch fernab des Bosporus zumindest ein wenig schmecken zu können. YEMEK ist also nicht nur ein Koch-, sondern auch ein Sehnsuchtsbuch nach einem der schönsten und aufregendsten Orte, die ich kenne. 


Hier kommt für euch eine total unvollständige, subjektive, kleine Link-Sammlung (mit Tipps, die ihr nicht im Buch findet), wenn es euch einmal nach Istanbul verschlägt: 

> Unterkunft 
Günstig, gut, sehr zentral: bunk 
Schick, teuer und mittendrin: Adahan
Sündhaft und toll, aber etwas außerhalb: Sumahan

> Frühstück
Türkisches Frühstück deluxe: Privato
Perfekte Brunch-Adresse: Cuma
Stylisch Frühstücken mit Blick in Ortaköy: The House Cafe

> Mittagessen
Fantastische, moderne türkische Küche: Kantin
Nach dem Museumsbesuch: müzde changa
Stärkung vor dem Bazar-Besuch: Nar Lokantasi

> Cafés
Bestes Baklava der Stadt: Güllüoglu
Eines von vielen netten Cafés in Cihangir: journey
Meinl-Kaffee & Käsekuchen im angesagten Karaköy: Karabatak

> Dinner
Vollkorn-Pide und mehr: Datli Maya
Ein Erlebnis: neolokal
Perfekte mezeSehir Meyhanesi

> Drinks
Gemütlicher Weinkeller: Sensus
Hotel-Bar mit grandiosem Ausblick: City Lights Bar 
Nette, unprätentiöse Dachterrasse: Londra

> Hamam
Nicht ganz billig, aber großartig: Kilic Ali Pasa Hamami

> Ausflug: Prinzeninsel Büyükada
Unterkunft mit Hippie-Flair: Naya
Direkt daneben, tolles Café: Sinek

> Sonst so
Zur Einstimmung: notonlyistanbul
Kulinarische Reiseführer: culinarybackstreets
Mit Kindern: hotelmomcierge

Ich hoffe, die Stadt verführt euch so, wie sie mich verführt hat. Istanbul wird mich in jedem Fall so schnell nicht loslassen. Und ich sie auch nicht. 



Fotos: Frederic Lezmi

5 Kommentare:

  1. Wie toll! Im Privato haben wir vor einem Jahr auch wunderbar gefrühstückt! :)

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  2. Kerstin5.3.15

    So und jetzt will ich zwingend nach Istanbul =)
    Lieben Dank für die tollen Worte, die einen "Fernweh" ganz sanft ins Ohr flüstern und sagen: komm, pack die Koffer und fahr dahin!

    LG Kerstin

    Toll.

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    1. Oh ja, fahr hin! Am besten im Mai oder September, das ist eindeutig die schönste Reisezeit...

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  3. Anonym19.3.15

    Liebe Isabel, Dein Abschiedsbrief bereitet mir Gänsehaut! Sollte ich jemals BCN verlassen, würde es mir genau so ergehen. Eine kurze und sehr wertschätzende Rezension über Euer Kochbuch YEMEK - Rezepte aus Istanbul findest Du inklusive Video vom Buch unter www.friedefreudeundeierkuchen Herzliche Grüsse, Jenni

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  4. Ci sono stato anch´io lì tanti anni fà e sono rimasto molto impressionato. Una citta stupenda!

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