Blaue Beeren & rote Hände. Mitte August war ich ganz tief im Schwarzwald und hab mich dort noch viel tiefer im Wald rumgetrieben - da die Heidelbeerbüsche direkt vor der Hütte schon abgeernet waren, ging es mit Anti-Zecken-Spray an den Waden und Eimerchen in der Hand gut ausgerüstet in den Wald auf Beerensuche. Dort bin ich tatsächlich noch auf echte Myrtillen-Goldadern gestoßen und habe fleißig Früchtchen für Früchtchen gezupt - ein ganzes Pfund hab ich geernet! Die Hocker- und Sucherei lohnt sich: Waldheidelbeeren sind kleine Geschmacksbomben und nicht wirklich mit ihren weißfleischigen, größeren Supermarkt-Kollegen vergleichbar. Nach dem Transport in meine Kölner Küche habe ich mir lange den Kopf zerbrochen, wie ich die mühsam ergatterten Bläulinge verarbeite... Marmelade schien mir meiner Arbeit als Pflückerin irgendwie nicht würdig. Für meine Beeren bitte schön nur das Beste!
Also habe ich mich an das Mirabellen-Wähe-Rezept aus Bernd Sieferts Kuchenbuch gemacht und stattdessen einfach Blaubeeren genommen. Schien mir genau das Richtige (auch als Geburtstagskuchen für den Blog). Im nachhinein war es dann leider nur so halb das Richtige, was zum einen an meiner Gabe liegt, Texte mal eben schnell quer zu lesen (und dabei Essentielles zu übersehen) und meiner seltsamen Tarteform.
Beim "Querlesen" hatte ich folgenden Satz leider, leider überlesen: "Hefeteig mit 500 g Mürbeteig verkneten". Das war insofern dumm, weil der Hefeteig schon fertig war, der Mürbeteig aber natürlich noch nicht. Und so ein Mürbeteigchen braucht ja auch seine Ruhe - mindestens ne Stunde im Kühlschrank. So viel zu, ich mach mal eben schnell ne Tarte bzw. wie die Schweizer sagen Wähe (ob es da einen essentiellen Unterschied gibt, habe ich nicht genau rausfinden können, vielleicht gibt es ja unter euch dazu einen Spezialisten...).
Eineinhalb Stunden später konnten sich die beiden Teige dann in meiner Schüssel vereinen und durften einmal ausgerollt in die eingefettete Tarte-Form gedrückt werden. Über die Kuhle am Rand der Form habe ich mich nur verhalten gewundert... war ja schon spät, also flugs weiter im Programm."Vorbereitete Tarte mit den Früchten belegen." Hab ich gemacht. Und dann das Ganze mit diesem leckeren Guss bedeckt: 2 Eier, 125 g Sahne, 80 g Zucker und ein halber TL Zimt. Nach einer Dreiviertelstunde im Ofen bei 180 Grad, war das Meisterstück fertig. An ein "Ausformen nach dem Backen" war allerdings wegen akuter Bruchgefahr nicht zu denken. Beim Anschneiden fiel mir dann auf, dass der Kuchenboden so einen seltsamen Höcker hatte, ein Art Stöckel. Mmmhhh. Auch die Kuchenmitesser wunderten sich ein bißchen... Nach intensiver Recherche und Begutachtung meiner Tarteform ist eines klar: Isch abe garr keine Tarteform. Das ist nämlich eine Obstkuchenform. Also sowas zum vorbacken, stürzen und dann befüllen. Sprich, ich geh mir jetzt mal ne ordentliche Tarteform kaufen, vielleicht ja diese hier...
Die Tarte-Wähe hat gut geschmeckt, allerdings finde ich nicht, dass sich der Aufwand mit den beiden Teigen lohnt. Ein einfacher Mürbeteig tut's wohl auch. Die Füllung allerdings kann ich wärmstens empfehlen.
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